Chronisten im Innenhof des Schlosses. Foto: Alois Micheler
Großer Andrang herrschte bei der diesjährigen Chronistentagung in Nikolsdorf. 37 Osttiroler Chronistinnen und Chronisten trafen sich am Samstag, den 23. September 2023 auf Schloss Lengberg. Nach der Begrüßung durch die dortige Leiterin des Aufbauwerks der Jugend Iris Fritz und den Historiker Andreas Hellmann erhielten die Chronisten einen ausführlichen historischen Überblick über die Geschehnisse rund um die Burg – von der ersten Nennung im Jahr 1190, der Baugeschichte, den unterschiedlichen Besitzern bis hin zur Restaurierung in den Jahren 2008 bis 2010. Seit den 1950ern steht Schloss Lengberg auch dem Aufbauwerk der Jugend zur Verfügung und begleitet junge Menschen mit besonderem Förderbedarf auf dem Weg ins Arbeitsleben.
Bei einer anschließenden Führung durch die historischen Gemäuer erhielten die Chronisten Einblicke in die verschiedenen pädagogischen Trainingsbereiche des Aufbauwerks und erfuhren von teilweise einzigartigen und kuriosen Fundgegenständen während der Renovierungsarbeiten, wie etwa einer Einhandflöte, einem Strohhut oder mittelalterlicher Unterwäsche. Auch die im Dachgeschoß des Schlosses lebende Fledermauskolonie und die damit verbundenen Schwierigkeiten beim Umbau des Gebäudes, wurde angesprochen.
Nach diesem äußerst interessanten Vormittag auf Schloss Lengberg und einem gemeinsamen Mittagessen auf Einladung der Gemeinde Nikolsdorf in „Multerers Bauernstubn“ in Nörsach, ging man zur Arbeitssitzung im Kultursaal der Gemeinde über. Der Nikolsdorfer Kulturreferent Karl Winkler, in Vertretung von Bürgermeister Georg Rainer, erwartete die Chronisten bereits dort. Nach den Grußworten des Bezirkschronisten Sepp Wurzer an alle Anwesenden, besonders aber an den Vertreter der Landesleitung Oswald Wörle sowie den Nikolsdorfer Altchronisten Thaddäus Obbrugger, gedachte man zunächst der im letzten Jahr verstorbenen Chronisten: Gottfried Stotter (Oberlienz), Franz Rainer (Matrei i. O.), Siegmund Brugger (Matrei i. O.) und Ulrike Fiedler (St. Jakob i. Def.). Anschließend blickte Sepp Wurzer auf ein erfolgreiches Chronikjahr zurück. Er betonte dabei die gute und aktive Zusammenarbeit mit dem Osttiroler Bildungshaus und teilte mit, dass sich in den Gemeinden Oberlienz, Strassen, Tristach und Prägraten neue Chronisten bzw. Teams gefunden haben. Erfreulich ist auch, dass das Projekt „Die Digitalisierung des Franziszeischen Katasters“, dank der großartigen Unterstützung des Heinfelser Ortschronisten Franz Kollreider, im April 2023 für ganz Osttirol abgeschlossen werden konnte. Dabei wurden über 195.000 Bau- und Grundparzellen aus Protokollbüchern in die sogenannten „Urmappen“ digital eingetragen.
Im Anschluss daran stand die Neuwahl des Bezirksverantwortlichen und des Ausschusses auf dem Programm. Sepp Wurzer bedankte sich für die gute Zusammenarbeit bei allen Ortschronisten bevor die Wahl stattfand. Für die nächsten fünf Jahre wurden von den anwesenden Chronisten einstimmig Sepp Wurzer als Bezirkschronist, Mag. Andrea Schett als Bezirkschronistin-Stellvertreterin sowie die Ausschussmitglieder Gertraud Brugger, Franz Kollreider, Marianne Mair und Mag. Stefan Weis gewählt.
Anschließend kam Oswald Wörle als Vertretung der Landesleitung zu Wort. Er entschuldigte den erkrankten Chronikreferenten Mag. Bernhard Mertelseder und bedankte sich bei allen Chronisten für ihre wertvolle Arbeit. Er teilte mit, dass das Internetportal „TiGa – Tiroler Gemeindearchive“ bei den Chronisten immer mehr genutzt wird und dass dafür laufend Online-Schulungen angeboten werden. Weiters gab er Tipps zur richtigen Recherche in den Archiven.
Im Anschluss daran stellte Olivia Kollnig das 2018 neu gegründete Chronikteam von Nikolsdorf vor. Dieses besteht momentan aus zehn sehr motivierten Mitgliedern, die inzwischen eine äußerst effiziente Archivstruktur erarbeitet haben und vor allem mit ordnen, transkribieren und digitalisieren diverser Dokumente beschäftigt sind.
Abschließend ergingen Glückwünsche an Otfried Pawlin und Thaddäus Obbrugger, die heuer ihren 80. Geburtstag feierten. Letzterer beendete die Chronistentagung mit den Worten: „Was heute ist, ist morgen gestern und durch die Chronikarbeit wieder heute.“
Einen gemütlichen Ausklang fand der Tag schlussendlich in den Chronik-Räumlichkeiten des Nikolsdorfer Chronikteams, wohin alle Anwesenden herzlich eingeladen waren.
Andrea Schett
25. September 2023