Mit Bildung und Reisen die Welt entdecken

Mit Bildung und Reisen die Welt entdecken

Die Gründung der Erwachsenenschule in Tirol

Im Schuljahr 1973/74 wurden in Tirol die Erwachsenenschulen gegründet. Es waren damals meist erfahrene Schulleiter an Volks- und Hauptschulen im ländlichen Raum, in denen neue Hauptschulen entstanden, weil die Volksschul-Oberstufe aufhörte zu existieren. In der Unteren Schranne hatten wir in Niederndorf einen ehrgeizigen und engagierten Bürgermeister, Heinrich Schlögl, der als Mitglied des Landtags und des Kulturausschusses mit Nachdruck eine Erwachsenenschule installieren wollte. Da sich die Direktoren der Volks- und Hauptschule nicht bereit erklärten, wurde ich als Junglehrer im ersten Dienstjahr kurzerhand mit der Aufgabe betraut.

Der Intendant des Tiroler Landestheaters, Herr Wlassak, lud die Leiter dieser neuen Bildungseinrichtungen ins Theater ein, um die Menschen aus dem ländlichen Raum für den Theaterbesuch zu begeistern. Zu diesem Treffen erschienen jedoch nur sieben Schulleiter, darunter ich, damals noch schüchtern und ohne Erfahrung.

Ich nutzte meine guten Kontakte zum Kirchenchor zur Bewerbung unserer Vorhaben. Mit viel Mühe stellte ich Informationsmaterial her und verteilte es in der Region. Am 1. Mai 1976 organisierte ich schließlich die erste Theaterfahrt nach Innsbruck zur Operette Die Fledermaus – mit 94 Teilnehmern und zwei Bussen.

Das war der Anfang. Mit Mundpropaganda und persönlichem Einsatz warb ich für Theaterfahrten nach Innsbruck, Salzburg, München und Wien. Besonders für Menschen aus der Landwirtschaft, die noch nie eine dieser Städte besucht hatten, war dies eine neue Erfahrung. Die Begeisterung wuchs, und bald folgten Reisen nach Stuttgart, Berlin, Hamburg, Paris, Rom und weiteren Städten – oft mit dem Nachtzug oder für mehrere Tage mit zusätzlichem Kulturprogramm.

Das Engagement der Erwachseneschule Niederndorf

Neben den Reisen boten wir in der Erwachsenenschule Niederndorf eine große Anzahl an Kursen an:

  • Tanzkurse mit bis zu 100 Teilnehmern,
  • Nähkurse, die wir in sechs Gruppen aufteilen mussten,
  • Dorfbildungswochen, bei denen täglich Veranstaltungen stattfanden und der Gemeindesaal regelmäßig überfüllt war.

Diese Veranstaltungen liefen fast ausschließlich über Mundpropaganda und aktive Mitgestaltung der Teilnehmer – eine Zeit der Aufbruchsstimmung und des ehrenamtlichen Engagements. Leider ist diese Dynamik heute nur noch selten zu finden.

Ein Höhepunkt war die Organisation einer Kulturreise in die Baltischen Staaten während der Sommerferien. Bereits im November meldeten sich 120 Interessierte an. Das Programm stand im Januar fest, und im August reisten 80 Personen in zwei Gruppen nach Tallinn – eine Gruppe flog zurück, während die andere mit demselben Flugzeug ankam und die Reise fortsetzte. Ich organisierte diese Reisen ehrenamtlich, oft mit eigenen finanziellen Verlusten, doch die Freude der Teilnehmer und die Erweiterung ihres Horizonts waren für mich Lohn genug.

Die Weiterentwicklung der Kulturreisen

Durch dieses Engagement öffnete sich auch die Landhauptschule Niederndorf, die ich zehn Jahre lang leitete. Offene Kurse, Projekte und der große Schulgarten machten die Schule so erfolgreich, dass wir 2009 den österreichischen Schulpreis erhielten. Parallel dazu engagierte ich mich in der Schulentwicklung und war über die Universität Klagenfurt Teil innovativer Schulprojekte.

Nach der Baltikumreise wies mich das Tiroler Bildungsforum darauf hin, dass ich aus Haftungsgründen mit einem Reisebüro zusammenarbeiten sollte. Das war ein wichtiger Schritt.

Heute organisiere ich jährlich drei große Kulturreisen gemeinsam mit dem Reisedienst Alpbachtal (RDA) und Hannes Gwiggner. Ich wähle die Ziele, erstelle die Programme und begleite jede Reise persönlich. Die Reisen sind meist ein Jahr im Voraus ausgebucht – dank Gruppenrabatten und Frühbucherboni zu fairen Preisen.

Meine Frau Barbara unterstützt mich, wir sind ein harmonisches Team mit gleichen Interessen. Sie steht voll dahinter und erledigt die Telefonkontakte, die laufenden Rückmeldungen an die Teilnehmer und ist aktiv bei den Reisevorbereitungen und als Reisebegleiterin stets dabei.

Ein Lebenswerk für die Erwachsenenbildung

Seit über 50 Jahren leite ich die Erwachsenenschule Niederndorf. Während ich viele andere ehrenamtliche Aufgaben abgegeben habe, bleibt die Erwachsenenschule mein Herzensprojekt. Heute liegt der Schwerpunkt auf Kulturreisen, ergänzt durch einige Kurse.

Durch die Zusammenarbeit mit dem Reisebüro RDA trägt die Erwachsenenschule und damit das Tiroler Bildungsforum aber auch ich kein finanzielles Risiko mehr, was mir die Arbeit erleichtert. Die Programme werden nach meinen Vorgaben erstellt, die Anmeldung läuft über mich, und die organisatorischen Details übernimmt RDA. So bleibt mir mehr Zeit, mich voll und ganz auf das Wesentliche zu konzentrieren: Menschen durch Bildung und Reisen die Welt entdecken zu lassen.

Text und Fotos: Rupert Mayr
Datum: 15. Februar 2025

Titelbild: Gruppenfoto unter der Himmelsleiter im Kloster Sucevita

Auch das Tiroler Bildungsforum organisiert heuer mehrere Reisen. Hier eine kleine Auswahl:

24. April 2025 Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Dachau
25.-28. Mai 2025 Bildungsfahrt nach Wien – Politische Institutionen & Prozesse in Österreich
12. Juli 2025 Studienfahrt Brüssel – Europäische Union im Fokus